2.d Wandern, Fahrten und Reisebetrieb

Der Wanderbetrieb wurde 1948 wieder aufgenommen. Schon in der Vorstandssitzung vom 2.4.1948 wurde der von Eduard Zwack 1936 erstmals gebildete Wanderausschuss wieder ins Leben gerufen. Die Leitung übernahm der 2. Vorsitzende Knauer. Wanderwart wurde Max Stöckl, dem bald die führende Rolle zufallen sollte. Größere Wanderungen wollte Ludwig Akstaller übernehmen. Pieps Dengier wurde Referent für Presse und Werbung. Wegen der bestehenden Verpflegungsschwierigkeiten waren 1948 nur Halbtagswanderungen vorgesehen. Tatsächlich wurden jedoch stets Tageswanderungen, insgesamt sieben in der Umgebung von Regensburg mit knapp 200 Teilnehmern unternommen.

Die erste Wanderung führte am 1. Mai 1948 von Irlbach nach Kürn und zurück nach Wutzlhofen. Der Berichterstatter teilt dazu folgendes mit: "Frohe gegenseitige Begrüßung der alten Wanderfreunde nach langjähriger Wanderpause. Beglückender Einzug in die Maienzauberwelt unserer schönen Wälder und Auen. Gute Bewirtung in der Gaststätte zur Post in Kürn". Im Jahresbericht erhält Max Stöckl ein besonderes Lob. Er sei auch auf das leibliche Wohl der Teilnehmer bedacht gewesen, in der Zeit der Lebensmittelbewirtschaftung sehr wichtig!

Schwierigkeiten scheint zunächst die Bekanntgabe der Wandertermine gemacht zu haben. Benachrichtigungen in der Presse waren nicht immer zuverlässig. Ankündigungen von Wanderungen wurden daher in Schaufenstern und in den noch vorhandenen Schaukästen angebracht, von denen noch bis Mitte der 50er Jahre die Rede ist. In späterer Zeit konnten die Termine ohne Probleme in der Mittelbayerischen Zeitung bekannt gegeben werden. Gegen Ende der 70er und in den 80er Jahren hat sich hier Oskar Bornschlegl verdient gemacht.

1949 wurde wie in den Kriegsjahren und in den letzten Jahren zuvor monatlich je eine Wanderung durchgeführt, dazu eine Motorbootfahrt nach Weltenburg. An den Wanderungen beteiligten sich im Einzelfall höchstens 62, insgesamt in diesem Jahr 472 Personen, darunter 274 Frauen, also ein nach Geschlechtern ziemlich ausgewogenes Verhältnis, obwohl der Krieg die Zahl der Männer stark reduziert hatte. Mit Genugtuung wird vermerkt, dass die Zeiten vorbei seien, "wo man uns im günstigsten Fall in den ländlichen Gaststätten mit einer Schüssel Erdäpfel beglückt hat".

Im Jahre 1950 erhöhte sich die Zahl der Wanderungen auf sechzehn. Von 1951 an wurde wieder, wie schon früher einige Jahre, zweimal im Monat gewandert, manchmal auch etwas mehr oder weniger. 1970 führte man die Tageswanderungen für gute Geher ein, die bald jeden 2. Sonntag, abwechselnd mit den anderen Tageswanderungen, stattfanden. Ab 1977 wurde nicht mehr unterschieden. Es fand jeden Sonntag eine Tageswanderung statt.

Der Anteil der Rentner und Pensionisten an der Gesamtzahl der Wanderer wurde immer größer. Es trat das Bedürfnis auf, auch unter der Woche zu wandern. Dem trug der Verein Rechnung und führte ab 1966 die Donnerstagswanderungen ein, fast ausnahmslos Halbtageswanderungen. Sie wurden gut angenommen und gehörten bald zum festen Programm. In den 70er und 80er Jahren hatten sie die meisten Teilnehmer. Gewandert wurde regelmäßig jeden 2. Donnerstag. Führerin war seit 1973 meist Agnes Freericks, neben ihr in den 80er Jahren Karl Ebeling, beide mit einer eng verbundenen Anhängerschaft. Als man 1979 mit Annemarie Hintermeier eine weitere Wanderführerin finden konnte, führte man für Personen, die nicht den ganzen Tag wandern konnten oder wollten, die Halbtagswanderungen an Sonntagen ein. Sie finden seitdem jeden 2. Sonntag statt. An die Stelle von Frau Hintermeier, die 1985 ausschied, traten die Herren Wolfgang Werner und Franz Wittenbauer.

Seit 1951 unternahm man Heimat- und Kulturfahrten, zwischen denen zunächst unterschieden wurde, wobei allerdings nicht ganz klar ist, worin der Unterschied bestand. Die Unterscheidung wurde später aufgegeben. Von 1957 an fanden nur noch "Heimatfahrten", weiterhin "Heimat- und Kulturfahrten" statt. Sie waren Tagesfahrten, fast durchwegs an Sonntagen, wurden zu bedeutenden Denkmalsobjekten wie Kirchen, Burgen oder auch in landschaftlich schöne Gegenden unternommen und führten über den lokalen Bereich hinaus, nach und nach in fast alle Gegenden Bayerns, manchmal auch nach Oberösterreich und Tirol. 1952 und 1953 besichtigte man die Festspiele "Der Guttensteiner" bei Rötz und "Trenck, der Pandur" in Waldmünchen. Die Zahl dieser Fahrten belief sich bis Mitte der 50er Jahre auf jährlich bis sechs, dann nur noch auf drei oder vier, ab 1960 auf zwei. Von 1963 an wurden es wieder drei, später vier bis fünf. 1971 waren es neun Fahrten. Dabei ist es längere Zeit geblieben. In den 80er Jahren erhöhte sich die Zahl bis auf dreizehn im Jahr.

Im Jahresprogramm 1970 werden erstmals Fahrten für ältere und gehbehinderte Mitglieder ausgewiesen, die an den Samstagnachmittagen stattfanden, doch wurden solche Fahrten schon früher, vor allem im Jahre 1969 unternommen. Nach und nach wurden daraus Samstagnachmittagsfahrten ohne Beschränkung. Sie führten häufig in den Bayerischen Wald, in die mittlere Oberpfalz, nach dem südlichen Niederbayern, manchmal auch bis ins Fränkische und nach Oberbayern. Grenzen setzte die zur Verfügung stehende Reisezeit. Sie fanden zunächst in der wärmeren Jahreszeit, später auch schon im zeitigen Frühjahr und bis tief in den Herbst hinein im Allgemeinen einmal monatlich statt. In den 80er Jahren sind es bis zu dreizehn Fahrten im Jahr geworden.

1950 wurden die Pfingstfahrten wieder aufgenommen. Sie hatten von da an ihren festen Platz im jährlichen Fahrtenprogramm. Sie dauerten zunächst jeweils zwei Tage, von 1961 an wegen der Schwierigkeit, nur für eine Nacht Quartier zu beschaffen, drei oder zweieinhalb Tage. Fahrtenziele waren bis 1968 der hintere Bayerische Wald, das Dreiburgenland, das Land südlich Passau, der südliche Oberpfälzer Wald, das Mühlviertel. Von 1969 an - das Jahr 1970 noch einmal ausgenommen - fuhr man in die Alpen nach Tirol, ins Salzburger Land, nach Oberösterreich. Von 1974 bis 1977 wurden um Pfingsten fünf- bis sechstägige Fahrten in die Schweiz, an den Gardasee, in den Schwarzwald, in die Rhön unternommen. 1978 kehrte man wieder zu den Zweieinhalbtagesfahrten an Pfingsten zurück. Sie führten alle in die Alpen nach Österreich, keine einzige mehr in den Bayerischen Wald oder in das Mühlviertel.

1955 unternahm man erstmals in der Geschichte des Vereins eine Fahrt von mehr als zwei bis drei Tagen Dauer in den hinteren Bayerischen Wald mit Abstecher ins österreichische Donautal. Solche Fahrten - vier bis zehn Tage Dauer - führten sich in den nächsten Jahren immer mehr ein und wurden bald zum festen Bestandteil des Jahresprogramms. Lediglich 1957 musste die vorgesehene Fahrt ausfallen. Sie wurden zunächst meist in den Bayerischen Wald, auch in den Oberpfälzer Wald und in den Frankenwald, in den Spessart, ins Altmühltal unternommen. 1960 machte man - als Besonderheit - eine Nibelungenfahrt nach Wien. Von 1967 an führten die mehrtägigen Fahrten durchwegs mit einigen wenigen Ausnahmen weiter, so 1967 eine Herbstfahrt in die Leutasch, 1968 in den Schwarzwald, 1969 in das Salzkammergut, späterhin auch nach Südtirol, nach Österreich bis in die Wachau, ins Waldviertel, ins Burgenland, in die Schweiz. Je einmal fuhr man nach Italien an den Gardasee und nach Jugoslawien an die dalmatinische Küste. Von 1969 an wurden manchmal auch zweimal im Jahr Reisen von mehreren Tagen Dauer unternommen. In den späten 70er Jahren wurde das die Regel. 1979 war man dreimal-in der Wachau, im Pitztal und in Südtirol- unterwegs. Dazu kam dann noch ab und zu eine mehrtägige Rucksackwanderung im Bayerischen oder im Oberpfälzer Wald.

Von 1961 bis 1976, auch 1980 wird von Faschingswanderungen berichtet, die zunächst nach Niedergebraching, mehrmals nach Undorf, auch nach Lohstadt und nach Süßenbach unternommen wurden. Auch wenn von solchen Wanderungen nichts vermeldet wird, hat man doch vor allem in der Faschingszeit die Gelegenheit gerne ergriffen, bei der Einkehr zu einem Tanz zu kommen, wobei die Frauen bei dem immer geringer werdenden Männerangebot mehr oder weniger unter sich sein mussten.

Es ging nicht etwa um ein Gegenstück, dass man von 1957 bis 1972 an Christi Himmelfahrt Herrenwanderungen durchführte. Das war damals so der Brauch. Später hört man davon nichts mehr. Wahrscheinlich ist die Zahl der daran interessierten Männer so gering geworden, dass solche Wanderungen als Gemeinschaftsunternehmungen nicht mehr in Betracht kamen.

Über besondere Adventswanderungen mit Feiern erfährt man von 1970 an. Seit 1979 fuhr man nach Eslarn zur Adventsfeier an der Friedenskapelle am Goldberg nahe der böhmischen Grenze. Die Kapelle war von Karl Hackl mit Hilfe anderer Heimatvertriebener einem Original auf der anderen Seite der Grenze nachgebildet worden. Sie wird von ihm auch betreut. 1981 hat das Bayernjournal des Rundfunks über die Feier berichtet.

Das Gedenken an die Verstorbenen des Vereins, zu dem sich die Wanderer schon früher im Wald zusammengefunden hatten, fand seit den 60er Jahren an der Zuylenkapelle oberhalb Sinzing statt. Im Jahre 1969 wurde dort ein Totenbrett zur Erinnerung an die "Markierungspioniere" des Vereins angebracht mit namentlicher Anführung von Kerschensteiner, Lorch, Wiedamann und Zwack. In den 70er Jahren veranstaltete man dorthin mehrmals auch Abendwanderungen mit Maiandacht.

1931 hatte man sich mit der Sektion Nürnberg des Bayerischen Waldvereins getroffen. Von einer solchen Beziehung ist nach dem 2. Weltkrieg nichts mehr zu hören. Es wurden aber nach und nach Kontakte zu anderen Sektionen zum gemeinsamen Wandern aufgenommen. 1951 zur Sektion Straubing, 1960 zur Sektion Geiselhöring. 1965 wanderte man mit beiden Sektionen, 1970, 1971 und 1972 mit Amberg, 1972 auch mit Geiselhöring. Ab 1976 trafen sich die Wanderer nahezu jährlich mit den Sektionen Amberg, Geiselhöring und Straubing oder wenigstens mit einer von ihnen. 1980 kam Blossersberg hinzu und ab 1985 Furth im Wald, Bernried, die neu gebildete Sektion Wörth und aus dem Oberpfälzer Waldverein der Zweigverein Tännesberg, dem zum Jodokritt ein Besuch abgestattet wurde. Wenn bei den Wanderungen und Einkehren die Mitglieder der beteiligten Sektionen auch meist unter sich blieben, so gab es bei häufigeren Zusammentreffen, vor allem mit den Ambergern, auch engere Beziehungen, die manchmal zu Freundschaften wurden.

Radwanderungen, die in den Jahren 1958, 1961 und 1962 von Wilhelm Engelhardt veranstaltet wurden, haben sich nicht eingeführt.

Fahrten mit dem Schiff von Passau nach Linz gab es mit jeweils großer Beteiligung 1959 (320 Personen) und 1983 (600 Personen).

Tagesfahrten ins Blaue wurden ab 1980 jeweils einmal im Jahr unternommen. Sie führten durchwegs etwas weiter, etwa nach Burghausen, nach Öttingen, nach Sachrang ins Priental.

Eine botanische Wanderung von Agnes Freericks mit Mädchen des Von-Müller-Gymnasiums im Jahre 1978 blieb eine einmalige Unternehmung.

Die Zahl der Teilnehmer an den Wanderungen, vor allem an den Fahrten nahm ständig zu:

  • 1949: 472

  • 1950: 757

  • 1951: 1.320

  • 1953: fast 2.000

  • 1957-1963: mehr als 2.000 jeweils im Jahr

  • 1964: 3.200

  • 1967: 4.600

  • 1969: 5.000

Von 1970 an waren es, so wird berichtet, jährlich zwischen 6.000 und 8.000 Teilnehmer, nur selten weniger. Die Zahlen sind nicht exakt, die ersten drei vermerkten Jahre ausgenommen. Sie sind wohl auch eher zu hoch als zu niedrig. Sie geben indessen einen Anhalt über die Beteiligung. Auf Heimat-, Pfingst- und Ferienfahrten, auch für Samstagnachmittagsfahrten mussten öfter zwei Omnibusse eingesetzt werden. Der Einsatz von drei Bussen blieb seltene Ausnahme. Bei der großen Nachfrage konnten häufig nicht alle Teilnahmewünsche berücksichtigt werden. Diskussionen über die Art und Weise der Anmeldung zu den Fahrten und der Zulassung fanden von Zeit zu Zeit immer wieder statt. Eine alle befriedigende Lösung war jedoch nicht zu finden.

Die Schifahrer sammelten sich von 1949 an nach und nach um Ludwig Akstaller. Am 1. Dezember dieses Jahres gründete er die Schigemeinschaft der Sektion Regensburg, die bald 30 Personen und mehr umfasste. Sie unternahm im Winter ihre eigenen Wanderungen und Fahrten. Vor der Saison absolvierte sie ihr Schiwandertraining. Einmal im Jahr fuhr man für mehrere Tage in den Bayerischen Wald, meist nach Waldhäuser, einmal auch in die Alpen nach Alpbach. Im Gegensatz zur Schiabteilung der 20er Jahr~ blieb sie in den Verein integriert. Nach der schweren Erkrankung von Ludwig Akstaller im Jahre 1967 löste sie sich auf. Erst 1978 konnte mit Adolf Stoll ein neuer Schiwanderführer gewonnen werden. Die Schigruppe um ihn - etwa 30 Personen - nahm alsbald das alte Fahrten- und Wanderprogramm wieder auf. Die Schiwanderwoche wurde nach Neuschönau am Nationalpark verlegt.

Nur wenige Wanderführer und Fahrtenleiter standen zur Verfügung, um das umfangreiche Programm zu bewältigen. Sie gingen alle in ihrer Arbeit für den Verein auf. Das war so in den ersten Jahren des Wiederauflebens des Vereins unter Max Stöckl als Obmann, dann unter Rony Birnhäupl, später unter Hans Pauli, Herbert Habereder und Rudolf Landkammer. Über allen bis zu seiner Erkrankung 1967 Ludwig Akstaller, der viele Jahre das Wander- und Fahrtenprogramm aufstellte, die Pfingstfahrten organisierte, meist auch leitete und sonstige größere Unternehmungen betreute. Alle Obmänner konnten sich auf ihre Wanderführer, auf ihre Tüchtigkeit und Uneigennützigkeit verlassen.

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Waldverein Regensburg e.V.

Inhaltsverzeichnis

Dieser Abschnitt - Die Jahrzehnte nach dem zweiten Weltkrieg bis 1984 - ist unterteilt:

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Diese Chronik von Friedrich Megele ist in 4 Abschnitte aufgegliedert.

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Wandergruppe mit Karl Ebeling (links mit Halstuch)

Wandergruppe mit Karl Ebeling (links mit Halstuch)

Zuylenkapelle oberhalb Sinzing

Zuylenkapelle oberhalb Sinzing

Schigruppe mit Adolf Stall (rechts)

Schigruppe mit Adolf Stall (rechts)

Wandergruppe mit Herbert Habereder (2. von links) bei der Einkehr

Wandergruppe mit Herbert Habereder (2. von links) bei der Einkehr

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Gruppenbild mit Herren; Wanderer nur auf Sonntagsspaziergang (3. von links Agnes Freericks)

Gruppenbild mit Herren; Wanderer nur auf Sonntagsspaziergang (3. von links Agnes Freericks)