2. Vereinsleben und -arbeit im Dritten Reich, Verhältnis zum Hauptverein

Die rückläufige Mitgliederbewegung war in den ersten Jahren nach der "Machtübernahme" - wie auch schon in den letzten Jahren zuvor - ein Gegenstand ständiger Sorge. Die Jahre 1933 und 1934 brachten insgesamt 111 Austritte aus dem Verein, verteilt auf die beiden Jahre nicht ungewöhnlich, andererseits 73 Eintritte, darunter die von Ludwig Akstaller, Georg Lerner, später Vorsitzender des Vereins, Heinrich Prößl aus Adlersberg, Dr. Otto Schottenheim, damals Oberbürgermeister von Regensburg. Die Bemühungen, den Mitgliederschwund aufzuhalten - wie vermerkt wollte man auch über die "NS-Kulturgemeinde Kraft durch Freude" Mitglieder werben - hatten offensichtlich keinen Erfolg. Der Mitgliederstand fiel weiter, bis er sich auf eine Höhe zwischen 400 und 500 eingestellt hatte, an den man sich anscheinend gewöhnte.

Bemerkenswert ist der Austritt von Pieps Dengier aus dem Verein im Jahre 1936. Es ist nicht klar, was dazu führte. Der Vorstandssitzung vom 21. November 1935 blieb er unentschuldigt fern, obwohl man seine Teilnahme erwartet hatte. Ab 1936 erscheint er nicht mehr im Protokoll. Er gehört nicht mehr dem Vorstand an. Der Jahresbericht 1935 wird nach vielen Jahren erstmals nicht mehr von ihm verfasst, sondern von Eduard Zwack.

Von alten, besonders verdienten Vorstandsmitgliedern starben 1934 Franz Seraph Kerschensteiner, 1938 Max Kappelmeier, Adolf und Gregor Liebl und Georg Mayer, 1939 Valentin Frisch, 1940 Fritz Blauhorn, Karl Körper und Dr. Johannes Poppel, der zuletzt in München gelebt hatte, 1941 Georg Lorch, Gründungsmitglied wie Kappelmeier und Mayer.

Nur eine Ehrenmitgliedschaft wurde in all diesen Jahren verliehen, an Adolf Liebl im Jahre 1935.

Von 1940 an fanden keine Mitglieder-Jubiläen mehr statt. Der "übliche Ehrenabend" sollte bei Kriegsschluss nachgeholt werden. Die Mitgliederversammlungen waren im Kriege bei einer Beteiligung um 35 verhältnismäßig gut besucht.

Die Markierungsarbeit ging in den ersten beiden Jahren nach der "Machtübernahme" -1933 und 1934- stark zurück. Sie nahm in den folgenden Jahren an Umfang wieder zu, erreichte jedoch nicht mehr das Ausmaß früherer Zeit. Immerhin wurden das Markierungsnetz und die Wege- und Steiganlagen bis weit in die Zeit des 2. Weltkrieges hinein gut instandgehalten.

In den Jahren 1933 und 1934 wurden die Markierungen auf einer Strecke von 117 km erneuert, außerdem die Wege- und Steiganlagen überwacht und instand gehalten. Ruhebänke wurden erneuert. Es wurde festgelegt, die Markierungen in Zeitabständen von 3 bis 4 Jahren zu überarbeiten. Organisator war wie bisher der Arbeitsausschuss. Eingesetzt wurden Arbeitstrupps, doch waren auch die Gebietswarte laufend mit Ausbesserungen beschäftigt. Ihre Leistungen sind in der angegebenen Erneuerungsstrecke nicht erfasst.

1935 wurde "das ganze Heimatgebiet" in 32 Untergebiete eingeteilt, von denen jedes etwa 25 bis 30 km Markierungsstrecke umfasste. Die einzelnen Gebiete wurden von Obmännern betreut. Dem Arbeitsausschuss oblag die Oberleitung, die gründliche Erneuerung ganzer Markierungsstrecken, ihre Umlegung, die Unterhaltung von Wege- und Steiganlagen, von Sicherungseinrichtungen und Ruhebänken.

Das Untergebiet 12 (Eilsbrunn und Umgebung) war ausgestattet mit 32 km Wegemarkierungen, 2.400 m Wegeanlagen, 20 Ständern für Wegetafeln, 86 Wegetafeln, 6 größeren Schutztafeln, 19 Ruhebänken, 1 eisernem Sicherheitsgeländer und 2 Drahtseilanlagen. Andere Untergebiete wiesen zum Teil eine geringere Ausstattung auf. Anscheinend waren weiter von Regensburg entfernte Untergebiete kleiner, da sie schwerer zu erreichen waren.

Im Jahre 1935 wurden 97,4 km Wegemarkierungen erneuert, 9 Ständer aufgestellt und 67 Wegetafeln angebracht. 1936 wurden 158 km, 1937 in 89 Tagesleistungen 212 km und im folgenden Jahr 128 km Wegemarkierungen erneuert. Zwischen 53 und 131 Wegetafeln wurden jährlich neu angebracht und zwischen 7 und 22 Ständer gesetzt. Unberücksichtigt dabei die Leistungen der Obmänner. Die Länge des Markierungsnetzes wird 1937 mit 828 km angegeben. Für 1939 wird zwar nur allgemein ohne nähere Angaben die Instandhaltung des Wegenetzes vermerkt, doch ist offenbar auch im Kriege die Tätigkeit des Arbeitsausschusses und der Obmänner zunächst kaum beeinträchtigt gewesen. Für das Jahr 1940 wird noch die Erneuerung der Markierungen auf einer Strecke von 106 km, die Anbringung von 41 Wegetafeln und das Setzen von 8 Ständern berichtet. Von 1941 an machen sich jedoch die Einschränkungen durch den Krieg, vor allem der Materialmangel immer mehr bemerkbar. 1942 wird absoluter Materialmangel gemeldet. In diesem und den folgenden Jahren war nur mehr das Begehen und Ausputzen der Wege möglich sowie die eine oder andere kleine Reparatur.

Die dokumentarische Festhaltung des von ihm geschaffenen Wanderwegenetzes und die Herausgabe von Wegekarten und Wanderführern hat der Verein seit seiner Gründung bis in die ersten dreißiger Jahre als einen wesentlichen Teil seiner satzungsmäßigen Aufgabe angesehen. In den Jahresberichten von 1933 an ist darüber nichts mehr vermerkt und auch die Protokolle über die Vorstandssitzungen und die Mitgliederversammlungen enthalten nichts darüber. Das ist mit dem noch vorhandenen Bestand an Wanderführern aus den Jahren 1927 und 1931 zu erklären. Eine Rolle mögen auch die Unsicherheit über die weitere Existenz des Vereins in den Jahren 1933 bis 1935 und der Krieg von 1939 an gespielt haben. Die damaligen Verhältnisse scheinen aber überhaupt für solche Tätigkeit, insbesondere für entsprechende Publikationen nicht günstig gewesen zu sein.

Nichts vermerkt ist auch über eine Verwendung des Vereins zur Förderung des Fremdenverkehrs im Bayerischen Wald. Die Sektion sah dazu wohl weder Anlass noch auch eine rechte Wirkungsmöglichkeit. Diese Aufgabe war inzwischen anderweitig übernommen worden, insbesondere von der NS-Organisation "Kraft durch Freude", auch durch lokale Fremdenverkehrseinrichtungen im Bayerischen Wald.

Der Wander- und Fahrtenbetrieb setzte sich in den Jahren 1933 bis 1944 im Ganzen unvermindert fort. Die letzte Wanderung vor dem Zusammenbruch 1945 fand am 3. Dezember 1944 statt. Der Doppeljahresbericht 1933/34 enthält für 1933 nur allgemeine Angaben, doch ist das Wandern in diesem Jahr offensichtlich nicht eingeschränkt gewesen.

1934 und 1935 fanden 18 bzw. 19 Wanderungen und Fahrten statt, darunter insgesamt drei Zweitagesfahrten in den hinteren Bayerischen Wald und ins Dreiburgenland. Eine davon war eine "Große Bayerwald-Sternfahrt Kraft durch Freude" im Jahre 1934. In diesem Jahr beteiligte man sich an zwei weiteren KdF-Fahrten nach Falkenstein und nach Kelheim. Die Verbilligung des Fahrpreises für die KdF-Züge dürfte dabei eine Rolle gespielt haben. Für die folgenden Jahre ist die Inanspruchnahme von KdF-Zügen nicht mehr vermerkt. Im Jahre 1936 wurden im ersten Halbjahr bei reger Beteiligung wie bisher monatlich zwei Wanderungen durchgeführt. Dann ließ das Interesse überraschend erheblich nach. Wegen geringer Beteiligung wurden vom Juli bis November alle Wanderungen eingestellt. Für die Zukunft wurde beschlossen, monatlich nur noch eine Wanderung durchzuführen. Bis zum Jahre 1939 wurde jeweils eine Zweitagesfahrt an Pfingsten in den Bayerischen Wald unternommen. Von 1937 an wurde jährlich zwölfmal, 1944 sogar dreizehnmal in der näheren und weiteren Umgebung von Regensburg gewandert bei einer Gesamtbeteiligung zwischen 282 und 364 Personen im Jahr. Auffallend ist, dass das auch in den Kriegsjahren bis ins Jahr 1944 hinein möglich war. Lediglich die Ziele wurden schon wegen der höheren Fahrtkosten näher gesetzt, da die Sonntagsfahrkarten weggefallen waren. Noch im Kriegsjahr 1944 wurden Einzelbeteiligungen zwischen 9 und 43, überwiegend zwischen 20 und 30 Personen erreicht. Zur letzten Wanderung vor dem Zusammenbruch am 3. Dezember haben sich noch 15 Teilnehmer eingefunden. Waren die Verhältnisse 1940 noch ziemlich normal, so machten sich vor allem bei der Verpflegung von 1941 an die Einschränkungen bemerkbar. Die "Magenfrage" spielte eine immer größere Rolle. Vermerkt wurde etwa, dass es im Sommer 1941 in Bach einmal kein Bier gab. Rühmend wurde im Juni 1943 die gute und reichliche Verpflegung mit Lunge und Knödel in Grafenwinn hervorgehoben. Gegen Ende des Jahres 1944 machte die Behinderung des Bahnverkehrs durch Luftangriffe der Kriegsgegner mehr und mehr Einschränkungen für den Wanderbetrieb der Sektion notwendig.

Erstmals für 1937 erhielten die Mitglieder der Sektion zu Beginn des Jahres ein Verzeichnis der geplanten Wanderungen und Fahrten.

Der Naturschutz spielte in der Zeit des "Dritten Reiches" im Vereinsbetrieb nicht mehr die Rolle, die ihm in der Vergangenheit zugekommen war, doch scheint die Betätigung des Vereins nicht ungünstig beeinflusst oder behindert worden zu sein. Im Jahre 1933 wurde man bei der Gemeinde Schönhofen wegen der Ausbeutung von Felsgruppen am Alpinen Steig vorstellig - mit welchem Erfolg ist nicht vermerkt.

Erfolgreich waren dagegen, so der Jahresbericht 1936, die Einwendungen gegen Maßnahmen des Elektrizitätswerkes Wörth R. Heider zur Erweiterung seiner Kraftwerksanlagen. Darauf wird in Teil V im Zusammenhang eingegangen werden.

Sektionsführer Schipper wurde 1937 zum Mitglied des "Regierungsausschusses für Naturschutz" bestellt. Der Verein sah darin die sichere Gewähr, dass dadurch "seine Bestrebungen zum Schutz der Landschaft, Pflanzen- und Tierwelt weitestgehend gefördert" würden.

Die Vereinsbücherei, die mit der Übernahme durch Karl Palestrini im Jahre 1926 in der St. Klara-Brauerei untergebracht worden war, konnte ab 1938 in die Räume der Kreisbücherei in der Gesandtenstraße dank des Entgegenkommens des Kreisbibliothekars Dr. Boll überführt werden. Bücherwart war weiterhin Karl Palestrini. Wie schon immer wurde die Bücherei wenig in Anspruch genommen.

Die Zeit des fröhlichen und trotz mancher schlechten Jahre wenig beschwerten Festefeierns war in den dreißiger Jahren vorbei und sie kam auch so schnell nicht wieder. Es war damit schon vor der "Machtübernahme" schwächer geworden. Nun aber finden wir nur noch jährlich einen Heimatabend vermerkt, in dessen Rahmen die Jubilare ausgezeichnet wurden. Auf Anregung der Mitgliederversammlung wurden 1937 monatliche gesellige Zusammenkünfte veranstaltet, die zunächst schwächer, dann gut besucht wurden. Da mit ihnen auch die Erledigung von Vereinsgeschäften verbunden wurde, scheinen sie bald ihren festen Platz erhalten zu haben. Zu den Heimatabenden erschienen durchwegs Vertreter des Hauptausschusses, welche die Jubilare auszeichneten und Ansprachen und Vorträge hielten. Zum "Volksabend" 1934 im Karmelitensaal fanden sich zahlreiche "Grenzlandfreunde" ein, zwei wäldlerische Heimatgruppen gaben "Gesang und Brauchtum zum besten", Stadtschulrat Leidl aus Passau hielt einen Lichtbildervortrag und der damalige Gauleiter und Kultusminister Hans Schemm eine Ansprache, die begeistert aufgenommen wurde.

Am Ehren- und Heimatabend 1936 nahm der Führer des Gesamtvereins, Oberbürgermeister (von Straubing) Weiler teil, der die Ehrungen vornahm und sich "in großangelegter Rede über die vaterländischen Zwecke und Ziele des Bayerischen Waldvereins verbreitete. In sein auf Führer, Volk und Vaterland ausgebrachtes Sieg Heil stimmten die zahlreichen Anwesenden jubelnd ein". Der Bibliothekar Wagner aus München hielt einen Vortrag über "Deutsche Kolonien in Afrika". Vorführungen einer HJ-Schar "trugen zur Verschönerung des Abends bei".

Auch bei der Jubiläumsfeier im Karmelitensaal 1937 schloss der Vertreter des Hauptausschusses seine Ansprache mit einem "dreifachen Siegheil auf den Führer. Zum familiären Charakter der Jubelfeier trug wesentlich eine Abteilung Musiker des Regensburger Infanterieregiments 20 bei". Es gab auch Waldlertänze und Schramlmusik, vorgeführt von Mitgliedern des Alpinen Vereins in Regensburg.

Die Berichte über das gesellige Leben der Jahre 1938 und 1939 sind weniger überschwänglich. Nichts mehr von Siegheil! Auf Einladung der "NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude", Abteilung Wandern, im April 1940 nahm die Sektion an deren Heimatabend im Karmelitensaal teil. "Dieser wohlgelungene Abend" habe "beredtes Zeugnis dafür abgelegt, dass ein frischer, fröhlicher Wandergeist in der KdF-Gruppe herrsche".

Das Verhältnis der Sektion zum Hauptverein war durch die politischen Verhältnisse belastet. 1933 hat sie ihre Teilnahme an der Hauptversammlung abgelehnt. 1934 ist von einer Hauptversammlung nichts vermerkt. Es herrschte Unsicherheit über die Einordnung des Hauptvereins in die neuen Verhältnisse. Es traten, so der Jahresbericht der Sektion 1933/34, "allerlei Stockungen, Zweifel und Mißhelligkeiten ein, die sich nicht zum Wohl der Sektion ausgewirkt haben". Näheres darüber enthält der Bericht nicht. Er beließ es bei Andeutungen: "Mitunter blies auch ein scharfer Wind durch den Blätterwald des Waldvereins. So mancher altehrwürdige Stamm wurde dabei umgeworfen, so manche kleine Sektion davon bedroht. Da ist es eine Genugtuung zu sehen, dass unsere Ortsgruppe als wuchtige Tanne stehen blieb". Die nationale Revolution sei beendet, nun möge auch im Bayerischen Waldverein Beruhigung eintreten.

Auch 1935 nahm die Sektion an der Hauptversammlung des Gesamtvereins - am 2. Oktober in Lam - nicht teil. Die Verständigung unterblieb aus Versehen, ein merkwürdiger Umstand. Der Kontakt war offenbar nicht sehr eng; sonst hätte man zumindest von der bevorstehenden Hauptversammlung erfahren. Sie war von besonderer Bedeutung, da in ihr die Ausrichtung des Bayerischen Waldvereins geklärt wurde: Eingliederung in den Reichsverband der deutschen Gebirgs- und Wandervereine. Für erforderliche Satzungsänderungen wurden Richtlinien erlassen.

Diese Klärung der organisatorischen Zugehörigkeit war für die Sektion zwar von Gewicht, weil in ihren Betrieb nunmehr Ruhe einkehrte. Andererseits scheint man sie gar nicht recht zur Kenntnis genommen zu haben; denn im Jahresbericht 1936 - also ein Jahr später - wird erneut hervorgehoben, dass in der Hauptversammlung des Gesamtvereins am 10./11. Oktober 1936 in Otterskirchen die Eingliederung in den Reichsverband bekannt gegeben worden sei, über die ein Vertreter des Verbandes "gründlich aufgeklärt" habe. Damit sei endlich die erwünschte Klärung über die Einordnung des Waldvereins in die bestehenden Großorganisationen erreicht worden.

In den folgenden Jahren ist nur noch eine Hauptversammlung des Bayerischen Waldvereins, für 1939, in Markt Eisenstein vermerkt. Als dessen Führer tritt von 1936 an Oberbürgermeister Weiler aus Straubing bei der Sektion in Erscheinung. Im Jahre 1937 wird von einer Führerbesprechung auf dem Falkensteinhaus, einer Teilnahme des Sektionsführers an einer Tagung des Reichsverbandes in Mayen in der Eifel und von einem Ostmarktreffen berichtet, im Jahre 1938 von der Teilnahme an einer Tagung des Reichsverbandes, in beiden Fällen ohne Ortsangabe. In der Hauptversammlung 1939 wurde eine Satzungsänderung beschlossen: der Gesamtverein wurde in Bayerisch-Böhmischer Waldverein umbenannt. Die Zeitschrift "Bayerwald" stellte 1943 ihr Erscheinen ein.

Ein im Jahre 1940 unternommener Versuch, eine engere Verbindung zu KdF herzustellen, blieb schließlich erfolglos, da man dort offenbar keinen ständigen Kontakt wollte. Damit waren auch alle Bemühungen, Hilfe bei der Wegemarkierung zu erhalten, vergeblich.

Nach den Jahren der Unklarheit über die Einordnung in die neuen Verhältnisse lief von 1936 an der Geschäftsbetrieb der Sektion von den NS-Verhältnissen fast unberührt. Auf Grund der Satzungsänderung vom 23.1.1936 führte der von der Mitgliederversammlung gewählte Sektionsführer, der durch eine weitere Satzungsänderung von 1940 zum Gruppenführer wurde, den Verein. Er berief seinen Stellvertreter und seine Mitarbeiter, den Schriftwart, den Kassenwart, den Wanderwart, den Bücherwart, ferner die Beisitzer. Es waren fast durchwegs dieselben Leute wie früher; an ihrer Funktionszuweisung änderte sich nichts. Die Vorstandssitzungen wurden im Protokoll als solche bezeichnet, während man sie im Jahresbericht 1933/34 als Führerratssitzungen vermerken zu müssen glaubte, doch kehrte man im Bericht 1935 wieder zur Bezeichnung "Vorstandssitzung" zurück. Von da an werden sie in den Jahresberichten etwas zwanglos auch als Beiratssitzungen, zum Teil als Ausschuss- oder Arbeitssitzungen bezeichnet, zu denen der Vereinsführer eingeladen habe. In den Jahren 1933 bis 1940 fanden jährlich zwischen zwei und fünf, meist nur zwei Sitzungen, von 1941 bis 1944 nur noch eine Vorstandssitzung statt. Die Sitzung vom 20.4.1944 wurde als letzte vor dem Zusammenbruch protokolliert. Sie diente der Vorbereitung der Mitgliederversammlung vom 26. April. Von 1937 an fanden neben den Vorstandssitzungen häufig Sonderbesprechungen des Vorstandes meist im Zusammenhang, wie schon vermerkt, mit geselligen Zusammenkünften statt.

Der am 20.3.1933 zum 1. Vorsitzenden gewählte Dr. Karl Schmid legte sein Amt bereits im März 1935 wegen Arbeitsüberlastung nieder. Bis zur Neuwahl führte die Vereinsgeschäfte der 2. Vorsitzende, Oberstadtbaudirektor Philipp Schipper. In der Mitgliederversammlung von 1933 wurde zum letzten Mal bis zur Nachkriegszeit der gesamte Vorstand gewählt, von 1936 an nur noch der Sektions- bzw. Gruppenführer.

Die Protokolle in den Jahren 1933 bis 1944 - aus dem Jahr 1945 liegt kein Protokoll vor - wurden durchwegs sachlich geführt. Sie lassen weder eine Gegenströmung zu den herrschenden politischen Verhältnissen noch eine aktivistische Einstellung in ihrem Sinne erkennen. Wenn in wenigen Fällen ein Kontakt zu KdF oder die Mitgestaltung eines Heimatabends durch eine HJ-Schar vermerkt wird, so geschieht das zwanglos, wie selbstverständlich.

Die Abfassung der Jahresberichte entsprach allerdings den Anforderungen der Zeit, doch gibt es erhebliche Unterschiede. Sie lagen zum Teil in den unterschiedlichen Einstellungen und Temperamenten der Verfasser, zum Teil entsprachen sie der Entwicklung der Verhältnisse. Der Jahresbericht 1933/34 lässt einen Überschwang der ersten Zeit nach der Machtergreifung erkennen. Die Sektion wird als "Ortsgruppe" bezeichnet, bevor sie es satzungsmäßig wurde. Eine neue Zeit sei angebrochen. Deutschland sei wieder groß geworden. Das Deutsche habe wieder starken Klang in der Welt. Unsere Herzen würden unserem verehrten Führer entgegenschlagen. Durch die Arbeit in der Sektion wolle man nach seinem Willen am deutschen Vaterland mitbauen. Wesentlich nüchterner und sachlicher war der von Eduard Zwack verfasste Jahresbericht 1935. Zwack ging "unbelastet" aus dem Dritten Reich hervor, was für einen arrivierten Beamten etwas bedeutete, wenn auch sein vorangeschrittenes Alter und seine Pensionierung schon 1936 seine Zurückhaltung erleichterten. Zwack war Patriot - wie alle Männer an der Spitze der Sektion. Wahre Vaterlandsliebe, so Zwack im Jahresbericht 1935, erwachse nur auf dem Boden der Heimatliebe. Heimatliebe aber setze Kenntnis der Heimat voraus. Diese Kenntnis mitzuteilen sei die Aufgabe des Vereins. Mehr dem Zug der Zeit entspricht der Jahresbericht 1936 - offensichtlich nicht von Zwack verfasst wie auch die weiteren Jahresberichte. Im Dritten Reich Adolf Hitlers könnten der Waldvereinsgedanke - trotz mancher düsterer Tage - und der Bayerische Waldverein mit seiner vaterländischen Arbeit nicht untergehen. Im bescheidenen Rahmen unseres Wirkungskreises wolle man weiterhin durch eifrige Pflege des Heimatgedankens, der Heimat- und Vaterlandsliebe unserem großen Führer helfen, das ganze deutsche Volk zum Glauben an ein ewiges Deutschland der Freiheit und Ehre zu erziehen. Der Bericht schließt mit einem Aufruf des Gauleiters Fritz Wächtler.

Der Jahresbericht 1938 lässt Freude über die Angliederung der böhmischen Grenzgebiete an das Deutsche Reich erkennen. Dank des unbeugsamen und entschlossenen Willens unseres Führers seien diese Gebiete zum Reich gekommen. Der Böhmerwald sei nunmehr der Bayerischen Ostmark eingegliedert. Der sehnsüchtige Wunsch unseres Volkes und insbesondere des Bayerischen Waldvereins sei in Erfüllung gegangen. Eine neue große Arbeit sei auf den Waldverein zugekommen.

1939 war zum Teil bereits Kriegsjahr. Im Verein sah man jedoch die Umstände, die zum Kriege führten, ganz anders, als dies heute der Fall ist, zumindest gilt dies für den Berichterstatter und wohl auch für den Vorstand. Hass und Neid unserer alten Gegner hätten das deutsche Volk in den Krieg getrieben. Die Gefahr eines Zweifrontenkrieges sei jedoch gebannt. Im Innern unseres Vaterlandes gehe das Leben seinen gewohnten Gang. Es sei daher möglich gewesen, die Vereinsarbeit, wenn auch in geringerem Umfang, fortzusetzen. Es gelte die Parole: Alles für Führer, Volk und Vaterland.

Im Jahresbericht 1940 wird - offensichtlich mit Stolz - vermerkt, dass das Deutschland Adolf Hitlers zur größten Macht Europas herangewachsen sei. Die Heere Frankreichs, englische Hilfstruppen und die Truppen der Belgier und Niederländer seien vernichtend geschlagen worden. In Norwegen wirke deutsche Tapferkeit im Kampfe gegen Engländer und Norweger Wunder. Vom Nordkap bis zur Biskaya sei eine eiserne Front gegen den Erzfeind England aufgerichtet. Es sei fast vermessen, in diesem gewaltigsten Geschehen aller Zeiten von der bescheidenen Arbeit des Vereins zu sprechen.

Die Berichte über die Jahre 1941 bis 1943 wurden nicht mehr gedruckt. In Druck gegeben wurden lediglich Daten zur Mitgliederbewegung, die Kassenberichte und das Ergebnis der Führerwahl1942 mit den berufenen Mitarbeitern. Der Jahresbericht 1941 war weit weniger überschwänglich, als die vorangegangenen, jedoch noch voll Optimismus ob "der großen militärischen Erfolge unseres Volkes im Kampfe gegen seine Feinde". Vom "Deutschland Adolf Hitlers" und dergleichen ist nicht mehr die Rede. Noch zurückhaltender ist der Jahresbericht 1942, doch erhofft auch er noch - offenbar mit Überzeugung - den "Endsieg". Er vermerkt die unerreichten Heldentaten unserer Soldaten und spricht den Wunsch aus, das neue Jahr möge die Bekrönung für die Aufopferung unserer wackeren Wehrmacht, den Sieg über unsere Feinde bringen. Die Arbeit des Vereins habe man den Kriegsverhältnissen angepasst. Wandern sei eine Vorübung für das Marschieren. Auf das Wandern müsse daher besonderer Wert gelegt werden. Das alles, obwohl der Bericht nach der Katastrophe von Stalingrad abgefasst worden sein dürfte.

Der Bericht 1943, der zu Anfang 1944 verfasst worden ist, lässt Bedrückung erkennen. Das 4. Kriegsjahr sei über uns hinweggerauscht, Blut und Tränen, Tod und Vernichtung, aber keine Friedensaussichten zeugend. Europa sei zur belagerten Festung geworden und Deutschland dazu bestimmt, den Kontinent vor der Übermacht des Bolschewismus und der anglo-amerikanischen Machtgier zu retten. Deutschland kämpfe um sein nacktes Dasein. Und an anderer Stelle des Berichts: Vorbei seien die lebensfrohen Zeiten, wo unser Waldverein schöne Arberfeste, Faschingskränzchen, Kirchweihtänze, Weihnachtsfeiern, Kellerabende, sinnige Ehren- und Heimatabende, Bayerwald-, Schi- und Autobusfahrten veranstalten konnte. - Zu einer Wanderung am 6. Juni 1943: "Wetter und Landschaft in vollendeter Frühlingspracht! Wieder einmal war frohe, lachende Jugend in unseren Reihen. Mittagsrast in Grafenwinn unter schattigen Kastanien. Aus mächtigen Kochtöpfen schöpfte jeder bis er satt war: Teigwarensuppe, Lunge mit Knödel. ... im magischen Licht sonnendurchfluteter Laubwälder, in jeder Blume Farbe und Duft, in Falters Flug und Vögleins Lied, in süßer Rast stille, weltferne Glückseligkeit, während draußen hinter weiten blauen Fernen Mord und Brand abgrundtiefen Jammer zeugen".

Kein Bericht liegt mehr vor für das Jahr 1944. Er hätte zu Beginn des Jahres 1945 abgefasst werden müssen.

Die Finanzen der Sektion waren auch in den Jahren des "Dritten Reiches", die Kriegsjahre eingeschlossen, geordnet. Weist der Kassenbericht 1933 noch etwa die gleichen Endsummen aus wie im Jahre vorher (für das allerdings bereits wesentlich geringere Abrechnungssummen angegeben werden mussten, als in früheren Jahren), so brachte das Jahr 1934 einen starken Abfall. Die damals erreichten Beträge hielten sich etwa bis 1939, fielen dann in den Kriegsjahren 1940 und 1941 erneut ab, um in den beiden folgenden Jahren weiter zu sinken. Für das Jahr 1944 liegt keine Kassenrechnung mehr vor.

  • 1933 Einnahmen: 5.677,09 RM

  • 1933 Ausgaben: 5.466,99 RM

  • 1934 Einnahmen: 3.806,22 RM

  • 1934 Ausgaben: 3.183,99 RM

  • 1936 Einnahmen: 4.923,75 RM

  • 1936 Ausgaben: 3.535,48 RM

  • 1939 Einnahmen: 4.251,76 RM

  • 1939 Ausgaben: 3.835,27 RM

  • 1940 Einnahmen: 3.076,88 RM

  • 1940 Ausgaben: 2.856,06 RM

  • 1941 Einnahmen: 3.063,13 RM

  • 1941 Ausgaben: 2.973,11 RM

  • 1942 Einnahmen: 2.836,12 RM

  • 1942 Ausgaben: 2.787,28 RM

  • 1943 Einnahmen: 2.691,74 RM

  • 1943 Ausgaben: 2.032,87 RM

Das Absinken der Beträge entsprach den zurückgehenden bzw. zurückgegangenen Einnahmen aus Mitgliederbeiträgen. Gegenüber den zwanziger Jahren hat sich die Zusammensetzung der Einnahmen wesentlich verändert. Während etwa in der Einnahmenabrechnung 1929 die Mitgliederbeiträge ungefähr 43% der Gesamteinnahmen, die Zuschüsse aus öffentlichen Kassen ca. 15% und die sonstigen Einnahmen (Spenden, Einnahmen aus Vereinsveranstaltungen) ca. 25% ausmachen, zeigt die Abrechnung der Einnahmen 1937 einen Anteil der Mitgliederbeiträge von mehr als 50%, der Zuschüsse aus öffentlichen Kassen von ca. 12%. An sonstigen Einnahmen ist praktisch nichts (7,- RM bei Gesamteinnahmen von 4.459 RM) angefallen. Die Restdeckung wurde in diesen Jahren durch die Übernahme des jeweils beträchtlichen Kassenbestandes aus den Vorjahren und zu einem geringen Teil durch Einnahmen aus rentierendem Vermögen erreicht. In den Jahren 1938 und 1939 machen die Zuschüsse und die sonstigen Einnahmen zwar geringfügig mehr aus, der Vereinsaufwand musste gleichwohl immer mehr aus Mitgliederbeiträgen finanziert werden. In der Rechnung 1943 machen diese mehr als 80% der Gesamteinnahmen aus. Mit 5,-RM jährlich blieb der Mitgliederbeitrag unverändert hoch. An den Gesamtverein mussten 2,50 RM jährlich je Mitglied abgeführt werden.

Bemerkenswert ist der jährliche Aufwand für den Unterhalt der Markierungen, der Weg- und Steiganlagen. Bei etwa gleich bleibender Ausdehnung des markierten Wanderwegenetzes - 1937 wird eine Gesamtlänge von 828 km angegeben belief sich der Aufwand 1933 noch auf 1.033,06 RM. Das war zwar weniger als in früheren Jahren, jedoch mehr als 1932. Es folgt 1934 ein unverhältnismäßiger Abfall auf 492,40 RM, der wohl mit der Ungewissheit über den Fortbestand des Vereins zusammenhing. 1935 ein Anstieg auf 584,10 RM, dann wieder eine Normalisierung ab 1936 mit Beträgen von 763,07 RM in diesem Jahr, über 924,13 RM im Jahre 1937 auf 813,98 RM im Jahre 1938. Dann ein auffallender Abfall auf 375,25 RM im Jahre 1939, der auch mit dem Kriegsbeginn im September dieses Jahres keine rechte Erklärung finden kann. 1940 werden noch 422,30 RM, 1941 nur mehr 251,06 und 1942 ein Betrag von 183,88 RM aufgewandt. Für das Jahr 1943 sind keine Angaben über Ausgaben für Markierungen etc. mehr gemacht. Im 1. Weltkrieg war das Bild in den letzten Kriegsjahren günstiger. Die Kassenberichte dieser Zeit lassen eine zunehmende Austrocknung des Vereinslebens erkennen. Machten etwa die Ausgaben für Vorträge, Wanderungen, Vereinsfeste, Ehrungen 1929 noch ca. 20% der Gesamtausgaben aus, so waren es 1938 nur noch ca. 10%,1939 noch ca. 7% und 1941 keine 5% mehr. Von Verbindungen zu anderen Vereinen, die vor allem vor dem 1. Weltkrieg so lebendig waren, ist nur mehr wenig zu hören.

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Inhaltsverzeichnis

Dieser Abschnitt - Die Zeit des Nationalsozialismus - ist unterteilt:

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Diese Chronik von Friedrich Megele ist in 4 Abschnitte aufgegliedert.

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Hütten- und Wanderwart Adolf Liebl

Hütten- und Wanderwart Adolf Liebl

Wanderprogramm 1940 Titelblatt

Wanderprogramm 1940 (Titelblatt)

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